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13. Februar 2023

Neues Mitglied im Verband
Drei Fragen an Anke Ahle, Antiquariat Peter Ibbetson, Engelskirchen

Bücher haben in meinem Leben zwar immer einen wichtigen Platz gehabt, aber zunächst als Lesefutter und wissenschaftliches Arbeitsgerät. Die Welt der Bibliophilie habe ich erst Ende der 90er Jahre durch meinen Mann Karsten Heider kennengelernt, der schon als Schüler nach Köln gefahren ist, um die damals noch zahlreichen Antiquariate zu durchstöbern. Vor dem Hintergrund meines Studiums der Klassischen Archäologie, Alten Geschichte und Englischen Philologie war ich sofort fasziniert von der Vorstellung, dass das Kulturgut Buch weit mehr als nur seinen Inhalt transportiert. Weil ich mich außerdem für Kunst interessiere, begann ich, mich mit Buchillustration und Künstlerbüchern zu beschäftigen. Ich bin also die klassische Quereinsteigerin. Mein Mann bringt als gelernter Buchhändler das branchenspezifische Fachwissen mit. In den spannenden ersten Jahren des neuen Jahrtausends, als durch den Onlinehandel ganz neue Möglichkeiten entstanden, haben wir gemeinsam den Schritt in die Selbständigkeit gewagt.

Entgegen aller guten Ratschläge von erfahrenen Kolleg:innen, dass es nur zu Verwirrung führe, sich nach einer ziemlich unbekannten Kunstfigur zu benennen, haben wir uns für den Namen Peter Ibbetson entschieden. Genauso gut wie den viktorianischen Liebesroman von George du Maurier finden wir die Verfilmung von 1935 mit Gary Cooper, die bei Experten als Vorläufer des surrealistischen Films gilt.


• Welche Schwerpunkte haben Sie?
Unser Schwerpunkt liegt auf der Bibliophilie und Buchkunst des frühen 20. Jahrhunderts: Bücher in schönen und seltenen Ausgaben, Pressendrucke, Künstlerbücher, Unikatbücher und natürlich Handeinbände. Dazu kommt eine umfangreiche Sammlung von Literatur zu Buchbinderei und Einbandkunst. Das ist fast ein Selbstläufer, denn Karsten Heider kommt aus einer Buchbinderfamilie und hat als Autodidakt das Buchbinden auch selbst erlernt. Unserem Antiquariat ist eine kleine Buchbinderei und eine Sammlung historischer Buchbindewerkzeuge und -maschinen angeschlossen. Viele davon stammen aus der Ründerother Geschäftsbücherfabrik Gustav Jaeger, denn in unserem kleinen Heimatort existierte bis 1973 eine der größten deutschen Geschäftsbücherfabriken.

Im krassen Kontrast dazu erstelle ich gerade eine Sammlung früher literarischer und bildlicher Reflexionen des Holocaust. International gibt es bis Ende der 1940er Jahre eine große Menge publizierter Augenzeugenberichte von KZ-Häftlingen, und auch von deren Befreiern, die in unmittelbarer Reaktion auf die Naziverbrechen entstanden sind. Zum Teil enthalten sie Illustrationen, deren Vorlagen schon in den Lagern unter Lebensgefahr auf gestohlenem Papier angefertigt und heimlich herausgeschmuggelt oder an verborgenen Orten deponiert wurden, in der Hoffnung, dass sie später dort gefunden würden. Das zu sehen ist manchmal schwer erträglich, aber die Kenntnis historischer Quellen bleibt das mächtigste Mittel gegen fake news.

• Kataloge – Messen – Internet – Ladengeschäft. Was sind Ihre wichtigsten Vertriebswege?
Da wir kein Ladengeschäft haben, ist das Internet unser Hauptvertriebsweg. Aber auch mit der Beteiligung an allen bisher erschienenen GIAQ Gemeinschaftskatalogen haben wir gute Erfahrungen gemacht. Unser erster Einzelkatalog ist gerade in Planung. Wie wichtig Messen sind, ist uns durch ihren Ausfall in den letzten drei Jahren schmerzlich aufgefallen, nicht nur wegen des Umsatzes, sondern vor allem wegen der Kontakte zu Kund:innen und Kolleg:innen. Deshalb freuen uns sehr darauf, dieses Jahr in Leipzig und in Stuttgart auszustellen.

• Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Antiquar aus?
Begeisterungsfähigkeit, Forscherdrang, ein gutes Gespür und ein gutes Auge.

 

Antiquariat Peter Ibbetson
Anke Ahle & Karsten Heider GbR
Ohler Straße 14
51766 Engelskirchen / Ründeroth
Tel: +49 2263 7158018
info[at]antiquariat-peteribbetson[dot]de
www.antiquariat-peteribbetson.de

 

 

Verband Deutscher Antiquare e.V.

Geschäftsstelle: Norbert Munsch
Seeblick 1, 56459 Elbingen
Fon +49 (0)6435 909147
Fax +49 (0)6435 909148
E-Mail buch[at]antiquare[dot]de