» zum Schaufenster des Verbandes Deutscher Antiquare e.V. »
Seine wechselvolle, erfolgreiche Geschichte von 1949 bis heute
In der Weltwirtschaftskrise trieb die Inflation die Preise in illusorische Höhen; die Bücher wurden nicht wertvoller, aber teurer. Und die Konkurrenz wuchs. Verlockt durch die unbegrenzten Möglichkeiten der flotten Zwanzigerjahre schossen die »Inflationsantiquare« (Bernhard Wendt) wie Pilze aus dem Boden. Ein Umsatzsteuergesetz und eine »Luxussteuer« belasteten den ohnehin gebeutelten Handel. Abhilfe schaffen sollte ein Berufsverband, der die Antiquare in der jungen Weimarer Republik vertrat: Der Verein der deutschen Antiquariats- und Exportbuchhändler, gegründet in Leipzig, zählte bald 135 Mitglieder. So organisiert, brachte die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Reihe berühmter wissenschaftlicher und bibliophiler Antiquariate hervor. Damit war es zwischen 1933 und 1945 vorbei, als der Nationalsozialismus auch die Bibliophilie in Deutschland zunichtemachte. Die renommiertesten Antiquare waren Juden, wenige emigrierten, viele verloren ihr Leben. Ihre Bestände wurden beschlagnahmt oder vernichtet. Die Lager der verbliebenen Kollegen wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges großenteils zerstört, wie in Leipzig zum Beispiel das Lager des Brockhaus/Antiquariums oder in Berlin die Bestände von J. A. Stargardt. Es waren keine günstigen Bedingungen für den Antiquariatsbuchhandel nach 1945, zumal die Menschen alles andere als den Luxus von Büchern oder Grafiken benötigten.
»Five long years had put up extra barriers between nations. There was no communication. This enforced extra chauvinism and worse, hatred. Was there a possibility to do something about interhuman relationship, to bring nations more together? This was my dream; but how could it be realized? Only on common ground, on mutual interests, and therefore, for an antiquarian bookseller, by his love, THE BOOK!« (Menno Hertzberger)
Auch und gerade in schwierigen Zeiten sollten die Antiquare in aller Welt und über alle Grenzen hinweg kooperieren. Das war die Motivation zur Gründung der International League of Antiquarian Booksellers (ILAB) – und indirekt für die Gründung des Verbandes Deutscher Antiquare, denn der Leipziger Verein der deutschen Antiquariats- und Exportbuchhändler bestand nicht mehr. In Amsterdam ergriffen 1947 die europäischen Kollegen um Menno Hertzberger, Percy H. Muir, André Poursin, Einar Grønholt-Pedersen und William S. Kundig die Initiative. Im September 1948 trafen sich Antiquare aus Großbritannien, Frankreich, Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Italien, Finnland, der Schweiz und Norwegen offiziell zum ersten, konstituierenden Kongress der ILAB in Kopenhagen, deren erster Präsident der Schweizer William S. Kundig und deren erster Vizepräsident der Brite Percy H. Muir wurde. Weltweit verpflichteten sich die Antiquare in ihrem Code of Ethics dem fairen und professionellen Handel. Seit damals treffen sich die ILAB »affiliates«, die Muir »Enthusiasts for Internationalism in Principle« nannte, alle zwei Jahre zu einer Messe und einem Kongress in einer anderen Stadt, einem anderen Land: zuletzt 2012 in Zürich, 2014 in Paris und 2016 in Budapest.
1948 zählte die ILAB zehn Mitgliedsländer. Es war klar, dass die deutschen Antiquare dabei sein wollten. Am 10. Juni 1949 gründeten sie in München die Vereinigung Deutscher Buchantiquare und Graphikhändler e.V. Den Vorsitz übernahm Helmuth Domizlaff, Stellvertreter war Dr. Ernst L. Hauswedell; Willi Henrich, Dr. Georg Karl und Bernhard Wendt wurden Beisitzer und Schatzmeister. Der erste Schritt war getan.
1951 nahm Helmuth Domizlaff als Beobachter am ILAB Kongress in Brüssel teil, wo mit nur einer Gegenstimme die deutschen Antiquare in die ILAB aufgenommen wurden. Seitdem sind die Verbindungen eng und engagiert: 1957 organisierten Dr. Lotte Roth-Wölfle, Dr. Georg Karl und Bernhard Wendt den 10. ILAB Kongress in München; 1977 richtete Hans Marcus die 7. ILAB Messe und den 24. ILAB Kongress in Düsseldorf aus. 1992 lud Dr. Christine Grahamer zusammen mit den Kollegen um Georg Schreyer und Gundel Gelbert zum 31. Kongress und zur 14. Messe nach Köln. Mit über 420 Kongressteilnehmern war dies der größte ILAB Kongress aller Zeiten.
Zusätzlich gab es ein Junior-Programm, so dass auch junge Antiquare, die noch nicht lange im Geschäft waren, an Messe und Kongress teilnehmen konnten.
Bereits in den Siebzigerjahren war Dr. Frieder Kocher-Benzing ILAB Präsident, außerdem über lange Jahre verantwortlich für die Vergabe des ILAB Breslauer Preises für Bibliographie. Von 2006 bis 2008 folgte ihm Michael Steinbach als ILAB Präsident, seit September 2008 vertritt Ulrich Hobbeling die deutschen Antiquare im ILAB Komitee.
Anfang der 60er provozierte die Neufassung des Versteigerergesetzes Meinungsverschiedenheiten. Das neue Gesetz sollte eine Ausnahme von der bisherigen Regel zulassen, wonach es Auktionatoren verboten war, Eigenware zu versteigern. Wurde diese Vorschrift abgeschafft, schien die Neutralität des Auktionators gefährdet, sobald die eigenen Objekte zum Ausruf kamen. Das befürchteten Bernhard Wendt, Dr. Otto Zeller, Adalbert Lauter und Dr. Lotte Roth-Wölfle. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung brachten sie ihr Misstrauen gegenüber der Gesetzesänderung zum Ausdruck und schlugen vor: Das Mitversteigern eigener Ware sollte nur unter der Bedingung erlaubt sein, dass diese eindeutig und für jeden ersichtlich als solche gekennzeichnet war. Es gab keinen Konsens. Am 3. Mai 1960 gründete ein Teil der Auktionatoren und Antiquare eine weitere Organisation: den Verband Deutscher Antiquare, Autographen- und Graphikhändler e.V. Zum Präsidenten wählten sie Günther Mecklenburg; Präsident der alten Vereinigung war damals Dr. Otto Zeller.
Zwischen 1960 und 1968 gab es also eine »Vereinigung« mit rund 120 Mitgliedern und einen »Verband« mit nahezu 90 Mitgliedern. Doch natürlich wollten alle deutschen Antiquare an den ILAB Messen in London, New York, Paris und anderswo teilnehmen. Aber es konnte nur jeweils ein nationaler Verband Mitglied der ILAB sein – und das war bereits die 1949 gegründete »Vereinigung«. Man suchte und fand eine Lösung und rief (noch) einen Dachverband ins Leben: die »Arbeitsgemeinschaft deutscher Antiquare«. Im Wechsel geführt von Fritz Eggert (Verband) und Felix O. Weigel (Vereinigung), bestand deren einzige Aufgabe darin, den Kontakt zur ILAB zu halten. Deutsche Verhältnisse …
Erst am 14. Oktober 1967 gab es wieder eine gemeinsame Sitzung von Verband und Vereinigung in Frankfurt am Main, in deren Folge man sich auf neue Richtlinien einigte. Am 2. und 3. Februar 1968 stimmten die Mitglieder von Verband und Vereinigung mit Erfolg über den gemeinsamen Neuanfang ab. Dies war die Geburtsstunde des heutigen Verbandes Deutscher Antiquare e.V. Das neue (alte) Logo – das Zeichen der Vereinigung, ein aufgeschlagenes Buch, umrahmt von dem neuen Verbandsnamen – war durchaus symbolisch zu verstehen. An der Spitze verteilte man sich paritätisch: Dr. Karl H. Pressler wählten die wiedervereinigten Antiquare zum Vorsitzenden, Fritz Eggert wurde Stellvertreter und Dr. Frieder Kocher-Benzing Schatzmeister. Beisitzer waren Dr. Maria Conradt und Klaus Mecklenburg.
Der 7. Gemeinschaftskatalog 1968 und der Katalog zur 8. Stuttgarter Antiquariatsmesse 1969 waren die ersten gemeinsamen Projekte. »Der deutsche Antiquariatsbuchhandel tritt nunmehr zweimal im Jahr mit einem gemeinschaftlichen Unternehmen an die Öffentlichkeit: im Februar mit der Stuttgarter Antiquariatsmesse und im September mit dem Gemeinschaftskatalog Deutscher Antiquare«, hieß es in den Vorworten beider Kataloge. Der Grundstein war gelegt. Die Antiquare hatten zwei »Schaufenster« eingerichtet.
»Antiquare und Graphikhändler gelten im Allgemeinen als Individualisten und sind nicht leicht zu bewegen, sich an Gemeinschaftsunternehmungen zu beteiligen. Diese Verkaufsmesse, die von einer Reihe von Mitgliedern des Verbands durchgeführt wird, stellt einen ersten Versuch dar, das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit durch eine gemeinsame Ausstellung zu gewinnen.«
Am Anfang stand diese eher verhaltene Prognose. Doch entgegen der Erwartung, die der damalige Vorstandsvorsitzende Günther Mecklenburg im Vorwort zum ersten Messekatalog äußerte, erwiesen sich die Antiquare als beständig und vor allem: als teamfähig. Bereits fünf Jahre später resümierte Dr. Frieder Kocher-Benzing: »Jene Skepsis gehörte durch den Erfolg schon der ersten Messe rasch der Vergangenheit an.«
Heute ist die Stuttgarter Antiquariatsmesse die älteste Antiquariatsmesse Deutschlands und neben der London International Antiquarian Book Fair die zweitälteste in Europa. 2011 feierte sie ihr 50. Jubiläum, im Januar 2017 findet sie zum 56. Mal statt.
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Seit 2002 hat die Stuttgart-Ludwigsburger Messewoche einen gemeinsamen Auftakt, der jedes Jahr im Stuttgarter Literaturhaus mit einem Vortragsabend gefeiert wird. Veranstalter sind der Verband Deutscher Antiquare und Petra Bewer, die Organisatorin der Antiquaria in Ludwigsburg. Beim ersten Mal diskutierten Herbert Blank, Vincent Klink, Petra Bewer und Otto Jägersberg über »Das zweite Leben der Bücher«. 2005 umkreisten Klaus Wagenbach, Michael Klett und Peter Nils Dorén den »Schutzumschlag und seine Zeiten«. »Was bleibt …« hieß es 2007: Zu diesem Erinnerungsabend für Horst Brandstätter war das Literaturhaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Ebenso 2010, als Friedrich Pfäfflin seine viel beachtete Bibliografie des Stuttgarter jüdischen Verlages Levy & Müller vorstellte. 2013 führte Dirk Heißerer in die Welt von Thomas Manns Schwiegermutter Hedwig Pringsheim ein, 2016 unternahm Irme Schaber einen Streifzug durch die Fotogeschichte vom Neuen Sehen bis in die Nachkriegszeit
Seit 2007 publiziert der Verband Deutscher Antiquare eine Schriftenreihe, in der historische, buchwissenschaftliche und buchkünstlerische Themen, von namhaften Gelehrten bearbeitet, in bibliophilen, limitierten Auflagen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
2006 wäre Fritz Eggert 80 Jahre alt geworden. Anlass genug für Friedrich Pfäfflin, Frieder Weitbrecht und die Württembergische Landesbibliothek, in einer Ausstellung die bemerkenswerte Karriere des in jeder Hinsicht großen Antiquars zu würdigen, der mit einer »Versandbuchhandlung mit Antiquariat und Esspresso-Ausschank« begann, Shakespeares First Folio verkaufte und, so nebenbei, einer der Väter der Stuttgarter Antiquariatsmesse wurde. Der Verband Deutscher Antiquare ergriff die Möglichkeit, die Ausstellung im Rahmen der Stuttgarter Antiquariatsmesse 2007 ein weiteres Mal zu zeigen und dazu einen von Friedrich Pfäfflin in Gemeinschaft mit Susanne Koppel und Frieder Weitbrecht gestalteten (leider inzwischen vergriffenen) Katalog herauszugeben: »… vom Finderglück …« – Der Antiquar Fritz Eggert 1926–1981.
Das forderte eine Fortsetzung. 2008 gestaltete Pfäfflin aus der Sammlung Wittmann eine Ausstellung samt Katalog unter dem Titel Von Schätzen & Scharteken – Antiquariatskataloge im 19. Jahrhundert. Seitdem gehören Ausstellung und Katalog zum festen Bestandteil des Stuttgarter Messeprogramms. 2009 zeigte das George-Archiv der Württembergischen Landesbibliothek unter der Regie von Ute Oelmann Manuskripte, Zeichnungen und Erstausgaben von Stefan George, Melchior Lechter und anderen zeitgenössischen Buchkünstlern. Ausstellung und Katalog »Das doch nicht äusserliche« – Die Schrift- und Buchkunst Stefan Georges waren nach Georges typografischem Vorbild konzipiert. Im selben Jahr erschien anlässlich des 60. Jubiläums des Verbandes eine kommentierte Neuausgabe von Max Ziegerts Schattenrisse deutscher Antiquare, mit einem Essay von Reinhard Wittmann. Weitere durch Katalog und Ausstellung gewürdigte Sammlungen privater und öffentlicher Hand waren die Thomas-Mann-Sammlung von Achim Hall (2012), die Mörike-Sammlung Klaus Berge (2014), das Marbacher Cotta-Archiv, 2013 vorgestellt von dessen Leiter Helmuth Mojem, und die Pressen der Brüder Kleukens. Aus der Sammlung der Barbara Achilles-Stiftung Hamburg (2015).
Ein besonderes Ereignis war 2010 das Erscheinen von Friedrich Pfäfflins Bibliografie und Geschichte Levy & Müller. Verlag der »Herold-Bücher« Stuttgart. In jahrelanger Arbeit hatte Friedrich Pfäfflin die Geschichte des jüdischen Verlages recherchiert, dessen Publikationen bibliografiert und auf diese Weise eine ebenso beeindruckende wie bedrückende Episode der Verlagsgeschichte ans Licht gebracht. Den bisherigen Höhepunkt der Reihe markierte 2011 eines der wichtigsten Werke zur Geschichte des Antiquariatsbuchhandels im 20. Jahrhundert: Ernst Fischers biografisches Handbuch Verleger, Buchhändler und Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Es dokumentiert mit einer Fülle bio-bibliografischer Details ein dunkles Kapitel, bislang von der buchwissenschaftlichen Forschung weitgehend unbeachtet.
2016 konnten in einer außergewöhnlichen Kabinett-Ausstellung 48 großformatige Porträts gezeigt werden, die der Stuttgarter Fotograf Joachim Siener während der 24. Antiquariatsmesse im Januar 1985, vor dreißig Jahren, aufgenommen hatte. Sie stieß auf großes Interesse und Zustimmung. Den Katalog Der Antiquar lässt sich fotografieren. Porträts von Joachim Siener hat Friedrich Pfäfflin bibliophil gestaltet. Lesenswerte Beiträge sind Björn Biesters »Notizen zur Stuttgarter Antiquariatsmesse. 1962 bis 2016« und der Rückblick von Wulf D. von Lucius auf »5 Jahrzehnte Sammlerglück auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse«.
Neben den bibliophilen Publikationen erscheint alle zwei Jahre das Handbuch des Verbandes Deutscher Antiquare und es ist viel mehr als »nur« ein regelmäßig aktualisiertes Mitgliederverzeichnis.
Die Ausgabe 2011/2012 war dem Thema Bibliothek gewidmet, 2013/2014 ging es um Sammler und ihre Sammlungen, 2015/2016 um Bibliophile Gesellschaften, jeweils mit Originalbeiträgen und Auszügen aus Romanen und Essays (unter anderen von Umberto Eco, Christoph Hein, Alberto Manguel, Jürgen Serke), illustriert mit Fotografien. Das Handbuch 2017/2018 wird sich um Buchkunst und Typografie von F. H. Ernst Schneidler und seinen Nachfolgern der Stuttgarter Kunstakademie drehen.
Fortbildungsseminare für Antiquare gab es schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bis 1920 in Berlin unter der Leitung von Fritz Homeyer die vorläufig letzte Veranstaltung stattfand. 1971 wurden dann wieder die Kollegen aus dem Münchener Umkreis aktiv. Werner Fritsch, Karl Hartung, Raimund Kitzinger und Dr. Lotte Roth-Wölfle organisierten das erste Seminar seit fünfzig Jahren. Am 1. und 2. Mai 1971 trafen sich 25 junge Antiquare im Pavillon des Amerika-Hauses am Münchener Karolinenplatz. Rolf A. Winkler referierte über grafische Techniken, Josef Benzing über den Buchdruck des 16. Jahrhunderts, Dr. Hans Schneider sprach über Musikdrucke in einer kollegialen, fast familiären Atmosphäre, an die sich nicht nur Lotte Roth-Wölfle gut erinnerte. Hans Schneider dozierte nicht, er »plauderte« bei einem Glas Wein über Musikdrucke und vermittelte »wie nebenbei« das Wissenswerte. Geblieben ist diese entspannte Atmosphäre, die eine Vermittlung von Fachwissen nicht ausschließt, bis heute. Matthias Glatthor brachte es in Aus dem Antiquariat auf den Punkt: Das Besondere am Seminar sind das hohe wissenschaftliche Niveau der Vortragenden und der »Wohlfühlfaktor«.
Lotte Roth-Wölfle – Ideengeberin , Mitinitiatorin und Seele des Seminars – zog sich 2005 nach fast 25 Jahren aus dem Fortbildungsausschuss zurück. In der Anfangszeit traf man sich im Auktionshaus Karl & Faber (später Hartung & Karl) und seit 1983 bei Zisska & Kistner. 2006 gingen die Seminarteilnehmer erstmals auf Reisen. Auf Einladung des Verbands der Antiquare Österreichs verbrachten sie vier ereignisreiche Tage in Wien, angefüllt mit Vorträgen über den Wiener Frühdruck, »Versteckte Bücher – Bücherverstecke« in Tarnschriften oder die Entdeckungsreisenden des Alpenstaates, mit einer Exkursion nach Göttweig, Führungen durch die Österreichische Nationalbibliothek und das Globenmuseum. 2008 zog es die Antiquare in den Norden: In Hamburg hatten die Kollegen um Meinhard Knigge und Christian Höflich ein beeindruckendes Programm zusammengestellt: von der Sammlung Hilmar Ley mit hebräischen Handschriften über Roland Jaegers Vortrag über Hamburg im Fotobuch der Zwanzigerjahre bis zu »Schifffahrt und Kartographie um 1600« am Beispiel von Levinus Hulsius und Theodore de Bry war alles geboten. Fortgesetzt wurde die Reihe 2010 mit dem 40. Fortbildungsseminar in Berlin. Dr. Markus Brandis und Stephan Schurr vom Auktionshaus Bassenge hatten ein vielfältiges Programm organisiert, das einmal mehr bewies: Berlin ist doch mehr ein Weltteil als eine Stadt. 2011 folgten zahlreiche Antiquare der Einladung zum Seminar nach München zum Thema »Bilder Bilder Bilder«, wo auch Godebert M. Reiss einen viel beachteten Vortrag hielt, auf dem er Schätze aus der eigenen Sammlung von Atlanten, Tafelwerken und Reisebeschreibungen zeigte. Unter dem Thema »Provenienz und Provenienzforschung« ging es 2012 in Köln um aktuelle Fragen, die den Antiquariatsbuchhandel und die Bibliotheken gleichermaßen betreffen, sowie um die rechtlichen Grundlagen der Restitution. Das vielseitige Programm führte die Teilnehmer ins Ungers-Archiv für Architekturwissenschaften (UAA e.V.) sowie zur Sammlung von Professor Dr. Rainer Speck, dessen beeindruckende Bibliothek in einem nicht minder eindrucksvollen architektonischen Gesamtkunstwerk untergebracht ist. 2013 und 2014 machte das Seminar für Antiquare in Weimar und – aus Anlass von »600 Jahre Konstanzer Konzil« – am Bodensee Station. Höhepunkt des an Vorträgen, Exkursionen, Erkenntnissen und Begegnungen reichen Seminarprogramms 2014 war auf Einladung von Heribert Tenschert ein Besuch im Antiquariat Bibermühle. 2015 trafen sich 33 Interessierte in Frankfurt am Main, um mit Vorträgen und Besichtigungen von der Goethezeit bis ins 21. Jahrhundert zu reisen – in der Deutschen Nationalbibliothek, im Goethe-Haus und bei einem Ausflug nach Offenbach ins Klingspor-Museum. Zum 46. Seminar ging es im September 2016 nach Wolfenbüttel, wo in der Bibliotheca Augusta über Buch und Kunst vom Mittelalter bis heute gesprochen wurde. Ausflüge nach Quedlinburg, Halberstadt und Braunschweig ergänzten das wieder ungemein reizvolle Programm.
Verlässliche Recherchen, nachvollziehbare Preisfindung in allen Preissegmenten. Seit Januar 2008 erleichtert dies ein gemeinsames Projekt des Verbandes Deutscher Antiquare und der führenden Buch- und Kunstauktionshäuser: Auktionspreise Online. Zugriff auf die Datenbank haben ausschließlich registrierte Benutzer, nach vorheriger Anmeldung beim Verband und gegen eine gestaffelte Gebühr, die für Verbandsmitglieder und Kollegen der Partnerorganisationen sehr gering ausfällt. Der Zugang ist nur über ein persönliches Passwort möglich, ein Kopierschutz sorgt für größtmögliche Sicherheit. Das »Googeln« von Auktionspreisen für Jedermann ist nicht vorgesehen.
Auktionspreise Online wurde von Antiquaren und Auktionatoren für Spezialisten konzipiert. Mittlerweile beteiligen sich neben den deutschen auch zahlreiche europäische Auktionshäuser mit ihrem gesamten Datenbestand an Auktionspreise Online. Darüber hinaus ist es gelungen, die Daten aus Radtkes »Taschenbuch der Auktionspreise« – die Jahre 1975 bis 2000 umfassend – zu integrieren. Mittlerweile sind über 1,8 Millionen Versteigerungsergebnisse mit nur einem Klick verfügbar, einschließlich der ungekürzten Titel- und Zustandsbeschreibungen, allen Schätzpreisen, Zuschlägen, Rückgängen.
TÜV-Plakette, ISO-Zertifikat, GSE-Siegel – in allen Branchen spielen Qualitätsstandards und deren Sicherung eine zunehmend wichtiger Rolle. Durch die Mitgliedschaft im Verband Deutscher Antiquare wird den Kollegen ein Gütesiegel verliehen, das seit Jahrzehnten für wissenschaftliche Standards, korrektes Geschäftsgebaren und kollegiales Verhalten bürgt. Das Signet des VDA steht für diese Grundsätze, die im Code of Ethics der International League of Antiquarian Booksellers (ILAB) festgehalten wurde.
Der Verband und seine Mitglieder messen den ILAB-Grundsätzen eine große Bedeutung bei. Zu deren Einhaltung wurde auf der Mitgliederversammlung im Januar 2014 in Stuttgart einstimmig die Einrichtung eines Ombudsrates beschlossen. Dem Gremium gehören Susanne Koppel (Hamburg), Godebert M. Reiss (Königstein) und Frieder Weitbrecht (Stuttgart) an. Der Ombudsrat kann – nicht nur von Verbandsmitgliedern – angerufen werden, wenn die Grundsätze seriösen Antiquariatsbuchhandelns durch ein Verbandsmitglied verletzt scheinen. Nach Prüfung der Umstände wird das Gremium eine Empfehlung zur Lösung des Falls aussprechen. Innerhalb eines immer unüberschaubareren und unpersönlicheren Kreises von Antiquaren, vor allem in den Weiten des Internets, sehen wir in der Zugehörigkeit zu einem Verband, der für Qualität und Seriosität bürgt, einen geschäftsfördernden Umstand. Die Einrichtung des Ombudsrates ist ein wichtiger Schritt, diese Werte zu wahren und das Vertrauen zwischen Antiquaren und Kunden nachhaltig zu festigen.
Geschäftsstelle: Norbert Munsch
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Fax +49 (0)6435 909148
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