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25. Oktober 2024
Die Staatliche Bibliothek Ansbach feiert den 330. Geburtstag der Markgräfin Christiane Charlotte und erinnert aus diesem Anlass an die Begründerin der Ansbacher Schlossbibliothek. In einer Sonderausstellung, die am 24. Oktober festlich eröffnet wurde, werden bedeutende, hochgradig bibliophile Einzelstücke aus der Privatbibliothek der Markgräfin gezeigt.
Genau eben jetzt, wo Besucherströme versiegen, Blätterfarben immer bunter, Wildpret und Pilzsaucen feiner und köstlicher, Lustwandeln an frischer Luft ohne allzuhohe Transpiration zunehmend Freude bedeutet, – genau jetzt sollte man ins Ansbachische fahren! Hat einer dann in der lichtdurchfluteten St. Gumbertuskirche, – während der sommerlichen Bachwochen Wirkstätte des Windsbacher Knabenchores und von oft weit angereisten Virtuosen, – vielleicht das Glück genossen, einen Musicus beim Proben auf der herrlichen Wiegleb-Orgel belauschen zu dürfen, indes er dabei die Schwanenritterkapelle durchschweifte, dieser hat den Epitaph der bibliophilen Markgräfin ganz sicher entdeckt. Daß die Ansbacher anlässlich der Ausstellungseröffnung eine neugeschaffene Büste der Landesherrin feierlich und mit geladenen Gästen und fränkischem Sekt in der Bibliothek enthüllen, das sollte uns nicht im geringsten wundern, denn sie verdanken ihr das gegenwärtige lebenswerte Antlitz ihrer Stadt! In ihrer nur sieben Jahre währenden Regentschaft für den noch unmündigen Markgrafen, entstanden auf ihr Betreiben hin neben der Schlossbibliothek die Orangerie im prachtvollen Rokokopark, das wuchtige Residenzgebäude in seiner heutigen Form, das Witwenhaus für sozial benachteiligte Frauen, eine Fayence-Manufaktur, fast eine Universität, zu der sie bereits seit 1726 kaiserliches Privileg und Pläne in Händen hielt. Es wurden die Straßen verbreitert, Stadtmauern abgerissen, Platz für Gärten und Promenaden geschaffen, Alleen gepflanzt, die Beamtenschaft eingedampft ... Kurzum: eine tatkräftige, willensstarke, hochgebildete Dame mit Weitblick in die Zukunft, hinterließ im Alter von nur 35 Lenzen ihrem Sohn und ihren Untertanen ein wohlbestelltes Haus Ansbach. – Christiane Charlotte von Württemberg-Winnental, Tochter des Herzogs Friedrich Karl von Württemberg-Winnental und Eleonore Juliane von Brandenburg-Ansbach, wurde am 20. August 1694 in Kirchheim unter Teck geboren. Am 28. August 1709 wurde sie in Stuttgart mit Ihrem Cousin, dem Ansbacher Markgrafen Wilhelm Friedrich aus dem Hause Hohenzollern, verheiratet. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1723 übernahm sie bis zur Volljährigkeit ihres ältesten Sohnes Karl Wilhelm Friedrich die Regentschaft über das Fürstentum.
Die Hofbibliothek der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, die sich bereits auf Sammlungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert stützte, war der Vorläufer der heutigen Ansbacher Staatsbibliothek (auch heute noch als Ansbacher Schlossbibliothek bekannt). Die Büchersammlung von Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1539–1603) beispielsweise, dessen Vater Georg der Fromme (1484–1543) ein Brieffreund Martin Luthers und zudem Mitunterzeichner der Confessio Augustana war, spiegelt seine ausgeprägten Interessen und Vorlieben für theologische Werke, lateinische Klassiker und historische Chroniken wider. Renommierte weitere Privatbibliotheken und die sehr wertvolle Bibliothek Christiane Charlottes ergänzten die Sammlung. Die bereits seit 1720 öffentlich zugängliche Bibliothek hütet noch heute ihre Stiftungsurkunde, in der festgelegt ist, dass sie »niemals geteilt werden« und »eine bleibende Zierde Ansbachs« sein sollte. Leider wurde dies nicht erfüllt, da das »edle Kleinod« durch die Abdankung des letzten Markgrafen Carl Alexander, den Übergang der hohenzollerischen Fürstentümer an Preußen und die erzwungene Auslagerung der wertvollsten Teile der Bibliothek an die Universitätsbibliothek Erlangen, schwere Verluste erlitt. Eine Wiederbelebung erfolgte jedoch in der Mitte des 19. Jahrhunderts, so daß sich heute unter den ca. 135.000 Bänden wieder wertvolle Sammlungsstücke, Inkunabeln und Handschriften befinden. Gerade vor dem Hintergrund ihres fruchtbaren Regierens, zeigen die meist in feinstem Kalbsleder gebundenen, kunstvoll verzierten Bände Christiane Charlottes einen höchsten Anspruch auf Kunst, Wissenschaft und Ästhetik. Bei der Präsentation der Sammlung wird nicht zuletzt Wert auf die verschiedenen verwendeten Buntpapiere gelegt, dazu werden Werkstatt-Videos der Buntpapiererin Ulrike Grießmayr zur Erklärung der Techniken gezeigt.
→ Die Ausstellung dauert bis zum 15. November 2024.
Staatliche Bibliothek (Schlossbibliothek) Ansbach
Reitbahn 5
91522 Ansbach
Tel.: 0981 / 953850
E-Mail: info[at]schlossbibliothek-ansbach[dot]de
→ Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr, Do. 10.00 – 18.00 Uhr
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Seeblick 1, 56459 Elbingen
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