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23. Februar 2024
Am 8. Februar 2024 verstarb Dr. Marianne Küffner, geb. Arndt, die über drei Jahrzehnte die Kunsthandlung C.G. Boerner mitprägte.
Sie wurde am 3. Oktober 1934 in Berlin-Schlachtensee geboren und wuchs in Hannover auf, wo sie den Krieg und die Zerstörung der Stadt erlebte. 1956 begann sie mit dem Studium der Psychologie an der nahen Universität Göttingen, wechselte 1957 aber nach Bonn, um es dort mit der Fächerkombination Kunstgeschichte, Archäologie und Mediävistik fortzusetzen. Hier wurde sie 1967 von Prof. Dr. Herbert von Einem mit einer Dissertation über die Zeichnungen Anselm Feuerbachs promoviert.
Im selben Jahr begann sie in der Kunsthandlung C.G. Boerner in Düsseldorf zu arbeiten, die damals von Dr. h.c. Eduard Trautscholdt (1893-1976) geleitet wurde. Mit ihm war Ruth-Maria Muthmann (1927-2021), geb. Niemack, aus Leipzig nach Düsseldorf gekommen. Zu dritt gestalteten sie bis zu Trautscholdts Tod das Profil der Kunsthandlung, danach lag die Verantwortung bei beiden allein. Mit dem Ausscheiden Muthmanns nach 1995 blieb Marianne Küffner bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand 2004 die Verkörperung einer auf Wissenschaftlichkeit basierten Kunsthandlung mit höchstem Anspruch an die angebotenen Kunstwerke bei gleichzeitiger liebenswürdiger Menschlichkeit im Umgang mit allen, zu denen sie Kontakt hatte, den Kunden genauso wie den Kollegen.
Berufsbedingt war sie eine Liebhaberin allen Papiers, der Druckgraphik wie der Zeichenkunst, die ihr vielleicht noch etwas mehr am Herzen lag, was seit ihrer Dissertation im wörtlichen Sinne vorgezeichnet war. Und hier waren es besonders die niederländischen Zeichnungen des Barock und die deutsche Zeichenkunst des 19. Jahrhunderts, die sie in der Kunsthandlung in den Vordergrund stellte, zu einem Zeitpunkt, als die Kunst des 19. Jahrhundert noch keineswegs allgemein geschätzt wurde. An den Texten der Neuen Lagerlisten mit dem Angebot der Kunsthandlung hat sie nicht nur mit der Auswahl, sondern auch mit ihren präzisen Beschreibungen wesentlichen Anteil.
Zusammen mit ihrem Mann, Hatto Küffner (1932-2018), einem Privatgelehrter par excellence, trug sie in ihrer großen Wohnung einen immensen Bücherbestand zusammen, der alle Räume beanspruchte, so dass es schien, als lebten beide in einer Bibliothek. Gleichzeitig sammelte sie Studiokeramik, die im Gegensatz zur Graphik körperhaft, lichtunempflindlich und durchaus farbig ist. Die Wohnung war ihr Rückzugsort nach Messeteilnahmen im In- und Ausland und nach Dienstreisen, wobei es die Kundenbesuche waren, die sie besonders liebte. In direkten Gesprächen vermittelte sie die Schönheit eines Druckes oder die besondere Faszination einer Zeichnung. Sie beriet ihr Gegenüber immer mit großer persönlicher Anteilnahme und konnte damit viele für die graphischen Künste gewinnen.
Marianne Küffner war uns eine unvergleichliche Freundin, deren Erfahrungsschatz und Wissen umfassend waren und an denen sie uns immer teilhaben ließ. Sie war humorvoll, immer am Neuen interessiert und voller Mitgefühl.
Wir trauern mit allen, die sich mit ihr verbunden fühlen, und werden sie nie vergessen.
Dr. F. Carlo Schmid
Armin Kunz
Andrea Merzenich
fcschmid[at]cgboerner[dot]de
Geschäftsstelle: Norbert Munsch
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