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24. April 2024

#ElliSammelt
American Cheese, Aids-Ratgeber und das Sammeln
Limitiertes Künstler*innenbuch und hochauflagiges Taschenbuch

Dass Künstler*innen es Sammlungen manchmal schwer machen, ihre Kunst(-Bücher) zu erhalten, ist nicht unüblich: Ben Denzers Bücher 20 Slices of Meat (2020) und 20 Slices of American Cheese (2018) zum Beispiel, die genau das sind, wonach sie klingen, über deren Sammelprobleme die Archives and Special Collections at New York University gebloggt hat. Dieter Roths Poetrie-Kleisterbuch aus den späten 1960er Jahren (die Seiten sind Plastikbeutel, die mit Kleister gefüllt sind) ist auch sicher nicht zwischen anderen Büchern im Regal zu lagern.

Die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des verwendeten Materials bedeutet hier aber nicht, dass das Buch selbst nicht erhalten werden soll; das ist vielmehr Teil des Witzes der Arbeiten. Ihr Sammelwert ist mit der Auflage im meist einstelligen Bereich gleich mitdiktiert.

Angesichts dieses fast selbstverständlichen Sammelwertes des Künstler*innenbuches finde ich aber auch ein Taschenbuch von 1989 besonders interessant, das ich kürzlich gekauft habe: AIDS: Trading Fears for Facts a Guide for Teens von Karen Hein und Theresa Foy Digeronimo, mit einem Cover von Keith Haring. Der ‚Kunstwert‘ des Covers ist damit kaum zu bestreiten.

Von einem Taschenbuch mit einem so sehr zeitgebundenen Thema wird nicht erwartet, länger als ein paare Jahre relevant zu sein oder – je nach dem, wen man fragt – Kunst zu sein. Schon jetzt wirkt es trotz der kräftigen Farben und immer noch beliebten und gar nicht verstaubten Figuren von Haring äußerst historisch, da es als Antwort auf die konkreten Probleme der Aids-Krise geschaffen wurde. Das Taschenbuch hat es vielleicht deshalb schwer, sich neben Büchern, die ganz offensichtlich nur (oder auch) zum Sammeln hergestellt wurden, allgemeinhin als wertvolles Sammelobjekt erkannt zu werden. Eine hohe Auflage ist wünschenswert, es soll gelesen werden und soll ein niederschwelliges Angebot sein. Nicht künstlerische Exklusivität und Seltenheit, sondern Unmittelbarkeit und Gebrauchswert der Kunst machen es zum Sammelobjekt. Und so kann auch der Aids-Ratgeber von sich behaupten, ein echter Keith Haring zu sein!

Elisabeth Wittkowski

 

 

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