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20. März 2023

#ElliSammelt
Kritzelei auf der Titelseite
Signierte Bücher sind etwas Besonderes – wieso eigentlich?

Wenn Thomas Mann hunderte Male seinen Namen in Bücher schreibt, von denen jeder weiß, dass sie von ihm sind, ist das eigentlich kein Grund zur Aufregung. Und trotzdem: die Freude über eine Signatur kennen vermutlich die meisten Sammler*innen. Bei Goethe reicht da manchmal ein »G«.

In vielen britischen und amerikanischen Buchhandlungen sind Auslagetische mit Stapeln von signierten Büchern beladen. Diese Signaturen sind nicht besonders selten, ganze Großauflagen werden mit Kürzeln durchsigniert. Dennoch hat ein »Signed by the author«-Sticker eine magnetische Anziehungskraft auf mich. 

Die Gründe, wieso eine Signatur so spannend sein kann, sind von Unterschrift zu Unterschrift verschieden. Mal ist es die Vorstellung, dass alle vier Beatles die Autogrammkarte angefasst haben müssen, um sie zu unterschreiben: Die Signatur als Reliquie. Oder durch eine Widmung wird eine schöne Begegnung mit Cornelia Funke bei einer Lesung festgehalten. Vielleicht handelt es sich um ein seltenes Exemplar einer Vorzugsausgabe, Siddhartha von Hermann Hesse zum Beispiel, von der es nur fünfzig Stück gibt, die man damals nur von Hesse selbst bekommen konnte.

Irgendwo zwischen Zelebrierung von Seltenheit, Personenkult und dem Nervenkitzel einer Echtheitsbestimmung geht es aber doch um Nähe zur Person, die sich im Buch, auf dem Kunstdruck, der Serviette oder der Autogrammkarte verewigt hat: Eine Signatur holt Autor*innen aus der Sachlichkeit des gedruckten Wortes heraus. Da ist es doch sehr passend, dass manche Autor*innen, W. H. Auden hat das zum Beispiel getan, ihren gedruckten Namen auf der Titelseite durchstreichen und ihn in ihrer Handschrift darunter schreiben.

Elisabeth Wittkowski

 

 

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