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8. März 2024
Am 6. Juli 1883 kam in Prag einer der rätselhaftesten und einflussreichsten deutschsprachigen Autoren zur Welt: Franz Kafka. Seine Eltern Hermann und Julie entstammten jüdischen Kaufmannsfamilien. Der Vater selbst kam aus einfachsten Verhältnissen und legte als reisender Händler den Grundstein für den späteren Wohlstand der Familie. Zu seinen drei Schwestern Gabriele, Valerie und »Ottla« hatte Franz Kafka ein inniges Verhältnis. Die Beziehung zum Familienoberhaupt war schwierig. Im »Brief an den Vater« schrieb Kafka:
»Du kannst ein Kind nur so behandeln, wie Du eben selbst geschaffen bist, mit Kraft, Lärm und Jähzorn und in diesem Fall schien Dir das auch noch überdies deshalb sehr gut geeignet, weil Du einen kräftigen mutigen Jungen in mir aufziehen wolltest.«
Zu Kafkas 100. Todestag schlägt eine Ausstellung im Berliner Stabi Kulturwerk das Familienalbum der Familie auf. Die meisten der über 130 Originalfotografien von Franz Kafka, seinen Eltern, Geschwistern und Verwandten sind erstmals zu sehen. Sie werden Kafkas Texten gegenübergestellt und geben unerwartete Einblicke. Die Bilder erzählen vom gesellschaftlichen Aufstieg der Kafkas, die zur deutschsprachigen Minderheit in Prag gehörten und dort ein bekanntes Galanteriewarengeschäft führten – eine beispielhafte Karriere für die jüdische Emanzipation seit der Habsburgermonarchie bis in die erste tschechoslowakische Republik. So führt die Ausstellung in eine längst vergangene Welt. Sie setzt ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Kafkas Großeltern und Eltern, widmet je ein Kapitel den drei Schwestern und ihren Familien. Franz Kafka selbst steht im Zentrum der Schau, auch wenn er sich persönlich nicht gerne fotografieren ließ. Zum Fotografen ging er nur, wenn er Bilder für amtliche Dokumente benötigte oder seine Berliner Freundin Felice Bauer ihn um Fotos bat. Während seiner Sanatoriumsaufenthalte entstanden Gruppenfotos, die dem Schriftsteller sichtliches Unbehagen bereiteten. Der letzte Teil der Ausstellung folgt den Biografien der Familienmitglieder nach Kafkas Tod im Juni 1924. Die Spuren verlieren sich in den Jahren 1942 und 1943, als seine Schwestern von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden. (Text BvB)
Das Fotoalbum der Familie Kafka
Berlin, Stabi Kulturwerk vom 1. März bis 2. Juni 2024
→ Begleitpublikation: Hans-Gerd Koch (Hrsg.), Franz Kafka. Kafkas Familie. Ein Fotoalbum. Mit Texten von Franz Kafka. Berlin 2024
→ Weitere Informationen im Internet unter https://stabi-kulturwerk.de/portfolio-item/kafka/
Fotos © Archiv Klaus Wagenbach
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