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4. Oktober 2022
Sammlung, Sammeln, Sammler*innen, Bücherjäger*innen – wer oder was versteckt sich dahinter? Wo findet man Sie – auf Antiquariatsmessen, im Internet, bei Kollegen oder wo sonst? Wir sind auf der Suche nach Antworten und haben sie gefunden. Zuallererst bei der Gewinnerin des vom Verband Deutscher Antiquare 2022 vergebenen Preises für junge Sammlerinnen und Sammler, Elisabeth Wittkowski. Sie hat eine ganz eigene Sicht auf unsere Fragen. Hier nun das Interview und ab dem 19.10.2022 eine regelmäßige Kolumne zu ihrer wunderbaren Welt des Sammelns.
Wie sind Sie zum Sammeln gekommen?
Ich habe als Teenager gemerkt, dass ich zum Beispiel Vinyl-Cover schöner als die kleinen CD-Cover finde – so fing das mit der Elton-John-Sammlung an. Bücher, besonders frühe Oscar-Wilde-Ausgaben, haben es mir zu dieser Zeit auch angetan, vielleicht weil ihr Äußeres so gut zum Inhalt passt. Und nachdem ich so meine Liebe für Materialität und Rezeptionsgeschichte entdeckt hatte, fing ich an zu sammeln.
Was machen Sie mit Ihrer Sammlung?
Ich teile meine Recherchen und zeige Stücke aus meiner Sammlung auf Instagram. Ganz so regelmäßig mache ich das nicht, aber ich finde es wichtig, eine Sammlung nicht im Regal ruhen zu lassen, sondern sie in irgendeiner Form zugänglich zu machen. Manchmal schreibe ich viel dazu, aber nicht selten möchte ich nur einen schönen Gegenstand teilen.
Gleichzeitig inspiriert mich meine Sammlung – ich denke, die meisten Sammelnden würden mir zustimmen, dass es immer etwas Neues in den eigenen Regalen zu entdecken gibt: Dieselben Ex Libris in verschiedenen Büchern, dieselbe Werbeanzeige in zwei verschiedenen Zeitungen … Solche Details zu suchen, ist ein schöner mentaler Ausgleich zum Alltag, weshalb meine Sammlung auch ein Rückzugsort für mich ist.
Welches Stück in Ihrer Sammlung bildet Ihr persönliches Highlight und warum?
Fragen Sie mich morgen nochmal und ich werde Ihnen bestimmt eine andere Antwort geben! Jetzt gerade ist es ein Portraitfoto von Elton John, das der Fotograf Ed Caraeff 1970 in einem Hotelraum in Los Angeles aufgenommen hat, am Tag des ersten Elton-John-Konzerts in Amerika. Das Bild wurde auf dem Cover des Albums Honky Château verwendet, wo es auf besonderes texturiertes Papier gedruckt und aufgeklebt wurde. Den verschiedenen Varianten dieses Drucks habe ich lange hinterherrecherchiert, weshalb mir das Bild sehr wichtig geworden ist. Mein Abzug ist ein Pressefoto, vermutlich ein Exemplar von 1972, und besonders gut erhalten ist es auch nicht. Aber ist es einfach ein wirklich schönes Bild mit einer interessanten Geschichte.
Haben Sie Austausch mit anderen Sammlern und wenn ja, wo findet der statt?
Kontakt mit Elton-John-Sammler*innen habe ich vor allem in den sozialen Medien. Besonders schön daran ist, dass wir uns weltweit vernetzen und gemeinsam recherchieren können. Wissen und Ressourcen werden also geteilt und es entstehen sehr schöne Internet-Freundschaften.
Haben Sie den Eindruck, dass es in Deutschland viele Sammler von Popkultur gibt und spiegelt sich das im Angebot der Antiquariate wider?
Es fällt mir schwer, das zu beurteilen, da ich nur einen kleinen Teil der Popkultur und der dazugehörigen Sammelwelt kenne. Ich habe schon sehr schöne Notenbücher, Programmhefte, Autografen und Magazine für meine Sammlung in deutschen Antiquariaten gefunden.
Ich glaube, es gibt sehr viele Fans, die sammeln. Fankultur ist ja selbst Teil der Popkultur! Vielleicht würden sich einige Fans gar nicht selbst als Sammler*innen bezeichnen, aber im Grunde tun sie das gleiche wie Sammler*innen, wenn sie Zeitschriftenläden nach einer bestimmten Ausgabe abgrasen und darauf achten, dass ihre Schätze nicht beschädigt werden. Und da sind glaube ich besonders junge Menschen sehr aktiv, denn Popkultur lässt sich »live« sammeln, es können schöne Sammlungen entstehen, indem man über ein paar Jahre sammelt, was man im alltäglichen Leben findet (Filmplakate, Zeitschriften, Werbung und dergleichen).
Sind Sie Elton John eigentlich schon einmal persönlich begegnet?
Nein, aber ich habe Konzerte besucht!
Was machen Sie, wenn Sie nicht sammeln?
Ich zeichne sehr gerne, am liebsten kleinere Illustrationen oder Portraits.
Und zum Abschluss würden wir gern wissen, was wünschen Sie sich von den Antiquar*innen ?
Das ist vielleicht kein Wunsch, sondern eine Zustandsbeschreibung – ich wünsche mir, dass Antiquar*innen weiter ihr Angebot genau beschreiben und die spannenden Geschichten, die oft hinter einem Buch stehen, erzählen. Dieses Wissen hat einen hohen Wert, finde ich, und ich hoffe, dass die Praxis es zu teilen erhalten bleibt oder hier und da sogar noch ausgebaut wird.
ZUR PERSON
Jahrgang 1998, Studentin der Germanistik und katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, sammelt seit ihrem 15. Lebensjahr, Gewinnerin des Preises für Junge Sammlerinnen und Sammler des Verbandes Deutscher Antiquare 2022.
Geschäftsstelle: Norbert Munsch
Seeblick 1, 56459 Elbingen
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Fax +49 (0)6435 909148
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