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31. Oktober 2022
Als Kunsthistoriker ist Peter Fritzen mit den Bedingungen von Forschung gut vertraut. Als Antiquar unternimmt er immer wieder Ansätze, unser Wissen durch eigene Untersuchungen zu erweitern. Sein aktueller Katalog gibt dafür zwei gute Beispiele:
Schon lange Zeit ist Fritzen immer wieder auf der Suche nach neuen Erkenntnissen in der Einbandforschung. Während er sich in früheren Katalogen sehr Einbänden der Inkunabel- und Frühdruckzeit widmet, versucht er nun in den Beschreibungen der Nummern 88 bis 91 den Rätseln des von ihm »Luxemburger Silbernagel-Typus« benannten auf die Spur zu kommen. Diese Einbände weisen ein typisches Merkmal auf – »signifikante Silberbeschläge (halbrunde Nägel in der Ordnung eines gleichseitigen Dreiecks)« auf beiden Deckeln – und tauchen zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem in Luxemburg, aber auch in Flandern, den Niederlanden und dem Elsass auf. Sie enthalten vorwiegend Missions- und Gebetbücher meist mit Imprint Luxemburger oder in der Nähe befindlicher Städte. Der Versuch, sie einer (Luxemburger) Werkstatt zuzuordnen, ist Fritzen allerdings noch nicht gelungen. In einem Schreiben im Nachgang des Kataloges konnte Arno Adler, der Nestor der Buchbeschlagforschung, ihm jedoch entscheidende Hinweise geben, die seine Vermutung wohl bestätigen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sind in Trier zwei Alben mit großformatigen photographischen Ansichten der Eifel und ihrer Orte von dem Luxemburger Hofphotographen Charles Bernhoeft (1859–1933) bzw. seinen Trierer Konkurrenten Schaar & Dathe erschienen. Schon in einem 2010 im Eifeljahrbuch publizierten Aufsatz geht Peter Fritzen den unterschiedlichen Ausgaben nach. In den Beschreibungen von zwei Exemplaren dieser seltenen Alben (Nr. 38 und 39 des Kataloges) ergänzt er seine Untersuchungen um einige wichtige Hinweise zu Varianten in Bezug auf Publikationsjahr und bislang nicht nachgewiesenen Ansichten.
Dieser Kataloghinweis muss abschließend noch einen »sensationellen Fund« erwähnen, den Peter Fritzen gemacht hat: den anonymen Einblattdruck »fil gût iar«, der zwischen 1460 und 1470 in Deutschland erschienen ist. Der breitrandige und altkolorierte Holzschnitt, von dem nur drei weitere Exemplare bekannt sind, liegt in gutem Zustand vor und zeigt das Jesuskind mit einer (Friedens)taube und einem knabbernden Eichhorn. Ein außergewöhnlich ausdruckvolles Blatt, das hoffentlich schon einen neuen Eigentümer gefunden hat. (MK)
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