» zum Schaufenster des Verbandes Deutscher Antiquare e.V. »
30. Mai 2023
»Sammlerparadies«, »Labyrinth der Bücher und Blätter«, »Eldorado für Bücherwürmer«, »Leistungsschau erster Klasse« … Die Presse hat die Antiquariatsmesse Stuttgart im Laufe von 60 Jahren mit vielen Etiketten versehen. Für die Ausstellerinnen und Aussteller ist sie ebenso wie für die zahllosen Besucher vor allem eines: eine Art Familientreffen. Über Generationen hinweg prägt die Messe die Lebensläufe von Händlern und Sammlern: seit dem ersten Messebesuch oder der ersten Messeteilnahme, in manchen Fällen sogar schon im Kindesalter oder am Tag der Geburt. Dieter Zipprich, Sibylle Wieduwilt und Barbara van Benthem, selbst seit vielen Jahren in Stuttgart dabei, haben Kollegen und Kunden befragt. Wie und wann war es? Das erste Mal … in Stuttgart.
Als ich geboren wurde …, war mein Vater nicht zugegen, weil er als Aussteller und Schatzmeister des Verbandes selbstverständlich in Stuttgart auf der Messe war, der dritten, 1964. So hat die Stuttgarter Messe bereits an meinem ersten Lebenstag eine Rolle gespielt. Daran erinnern kann ich mich allerdings nicht.
Wolfgang Mecklenburg (J.A. Stargardt, Berlin)
Das muss so ungefähr 1973 gewesen sein, mit 12 als Schüler. Beeindruckt hat mich damals ein sehr dicker Mann mit Zigarre im Mund, der fast seinen gesamten eigenen Stand ausfüllte (so jedenfalls das Bild in meinem Kopf).
Gunnar Gräff (Antiquariat Müller & Gräff, Stuttgart)
Ich war als Kind meiner ausstellenden Eltern das erste Mal auf der Messe. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mir bei einem Kollegen zwei, drei kleine, hübsch kolorierte Kupferstiche mit Darstellungen von Käfern aussuchen durfte. Diese habe ich noch vor meinem geistigen Auge, selbst der Preis (in Bleistift auf der Rückseite notiert) von DM 15.– pro Stück ist mir noch gegenwärtig. Allerdings weiß ich nicht, wo sie im Lauf der Zeit abgeblieben sind.
Max Neidhardt (Antiquariat Fritz Neidhardt, Böblingen)
Seit 1965 – mein Gott wie lange ist das schon her! Als großes Privileg leben wir in Stuttgart und die Messe ist der unentbehrliche, freudvolle Höhepunkt im bibliophilen Jahreskalender.
Akka von Lucius und Prof. Dr. Wulf D. von Lucius (Verleger und Publizisten)
1966 war ich das erste Mal auf der Messe, nachdem ich bei Dr. Hauswedell in Hamburg ausgelernt hatte und Urlaubsvertretung in Baden-Baden machen musste. Viele der Aussteller waren mir von den Auktionen bekannt, aber das flotte, eingespielte Verkaufstempo war mir doch fremd! Das lernte ich dann bei Fritz Eggert ab 1967, meiner ersten Messe an seinem Stand. Bis zu seinem Tode im September 1981 habe ich mit ihm die Messen mitgestaltet.
Susanne Koppel (Antiquariat Susanne Koppel, Hamburg)
Ich denke es war im Jahre 1990 oder 1991, dass wir als »Gebrüder Haas« (Paul, Stephan, Norbert) das erste Mal in Stuttgart ausgestellt haben. Meine Erinnerung daran ist, dass die »alten Aussteller« uns junge Aussteller sehr skeptisch beobachtet haben, mit unserer Ware und unserem Verhalten. Es war ja zu dieser Zeit schwer, überhaupt einen Messestand in Stuttgart zu bekommen. Lange ist versucht worden »junge Antiquare« von der Messe fernzuhalten. Der Kuchen sollte nicht geteilt werden.
Norbert Haas (Antiquariat Norbert Haas, Bedburg-Hau)
Meine erste bewusste Teilnahme war während meines Volontariates bei E&R Kistner im Jahr 1985. Erstmalig selbst mit dem Auto angereist, erinnere ich mich nur noch, dass ich mich im Straßengewirr Stuttgarts schrecklich verfahren habe. Am besten in Erinnerung sind mir die vielen (vielfach erstmaligen) Begegnungen mit jungen Kollegen meiner Generation und letztlich auch die gemeinsamen geselligen Abende. Wir waren alle »Lernende«, das Geschäftliche stand noch nicht so im Fokus, vielmehr die Frage, was eine gute und korrekte Katalogbeschreibung ausmacht.
Clemens Reiss (Reiss & Sohn, Königstein/Taunus)
Als ich mich im Herbst 2000 selbstständig gemacht habe, war die Anmeldefrist für 2001 abgelaufen, so dass ich erst ab 2002 teilnehmen konnte. Susanne Koppel nahm mich freundlicherweise als Standteilhaber unter ihre Fittiche und führte mich als Debutanten ein. Ich war schrecklich aufgeregt und habe mein halbes Büro mitgenommen, weil ich nicht wusste, dass man im Extremfall auch mit einem Quittungsblock und ein paar Visitenkarten sein Auslangen findet. Meine Ausbildungsfirma Hans Schneider hat meine Sachen von Tutzing aus mit nach Stuttgart genommen. Ich erhielt also von allen Seiten Hilfe und Unterstützung und lernte die Solidarität unter den Ausstellern von ihrer besten Seite kennen.
Eberhard Köstler (Eberhard Köstler Autographen & Bücher, Tutzing)
Seit 20 Jahren komme ich aus England zur Messe. Das ist die erste Antiquariatsmesse des Jahres, jeder fühlt sich bereit, wieder nach Büchern zu suchen.
Simon Beattie (Simon Beattie Ltd., Chesham, Buckinghamshire, U.K.)
Seit 1986 oder 1987 aus dem Raum Frankfurt. Damals gab es am Eingang noch den »Stand für junge Sammler«, wo man durchaus schöne Stücke für den schmalen Geldbeutel finden konnte. Einige Drucke der Bremer Presse in meiner Sammlung stammen aus dieser „Wühlkiste“. Eigentlich bin ich ja in erster Linie dienstlich für die Sammlung Deutscher Drucke auf den Messen in Stuttgart und Ludwigsburg unterwegs, das Auge des Privatsammlers sieht aber dabei zwangsläufig auch schöne Dinge, die von großem Interesse sein können.
Hans Eckert (Bibliothekar Unibibliothek. J. C. Senckenberg, Frankfurt /M.)
Auszüge aus dem Handbuch 2023/2024 des Verbandes Deutscher Antiquare e.V. zum Thema: »Gutenberg ist an allem Schuld. 60 Jahre Antiquariatsmesse Stuttgart«. Das neue Handbuch erscheint zur Antiquariatsmesse, die vom 16. bis 18. Juni 2023 stattfindet. Weitere Informationen zur Messe unter → www.antiquariatsmesse-stuttgart.de
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