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12. Mai 2023
Dass Covid-19 kaum folgenlos an der Bamberger Staatsbibliothek und ihrem fleißigen Mitarbeiterstab vorübergehen würde, war abzusehen. Nun wurde dort bereits am 24. April mit einer Vernissage im vollbesetzten prunkvollen Lesesaal die Ausstellung »Pest und Cholera« eröffnet, die unter Einbeziehung kostbarer Exponate aus dem Bestand der Bibliothek, einen fundierten Blick in die lange Geschichte der Seuchenbewältigung in den Mauern der fürstbischöflichen Metropole bietet. Mit der Gründung des »Allgemeinen Krankenhauses« durch Bischof Franz Ludwig von Erthal war Bamberg ab 1789 im Besitz einer der fortschrittlichsten medizinischen Einrichtungen Europas, auch wurde hier eine der ersten psychiatrischen Anstalten gegründet und das um 785 entstandene Lorscher Arzneibuch, das ja in Bamberg aufbewahrt wird und Teil des Domschatzes war, zeigt die frühen Bemühungen, Krankheiten zu lindern oder gar zu heilen. Wenn einmal die jahrelangen Restaurierungsarbeiten am Kloster auf dem Michaelsberg oberhalb der Stadt abgeschlossen sein werden, wird man wieder die von Hunderten von Heilpflanzen naturalistisch ausgezierten Kreuzrippengewölbe bestaunen können. In den Druckerzeugnissen und Handschriften der Ausstellung gewinnt man derweil in aller Ruhe sehr detaillierte Eindrücke von den Schrecken und Leiden der Menschen in Zeiten der Pestilenz und damit einhergehender Vorurteile, Schuldzuweisungen, Zwangsmaßnahmen, mehr oder weniger sinnvollen Vorkehrungen und Erklärungsversuchen, Scharlatanerien, Rezepturen und richtungsweisenden epidemiologischen Denkansätzen aller Epochen.
Kuratiert von Prof. Dr. Mark Häberlein, ist diese, nicht nur medizingeschichtlich interessierten Bücherfreunden sehr ans Herz zu legende, Veranstaltung hervorgegangen aus einem zuvor abgehaltenen Seminar am Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Die »virulent« gewordene Problematik eines kränkelnden Gesundheitswesens, neu aufkeimender Aberglaube sowie kürzlich erlebte und künftig drohende Pandemien, nicht zuletzt vor dem Hintergrund weiterer globaler Bedrohungen, lassen diese Veranstaltung merkwürdig zeitlos erscheinen. (Text: DZ)
→ Dauer der Ausstellung: 24. April bis 15. Juli 2023
Staatsbibliothek Bamberg
Neue Residenz
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96049 Bamberg
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Samstag 9:00 bis 12:00 Uhr
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