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15. März 2024

Kulturtipps
Die Rosenstöcke: Richard Wagners Leben in Bildern
Eine Ausstellung im Richard-Wagner-Museum, Bayreuth

»ER ruht aus, wir verlegen die Feierlichkeiten von der Halle in den Saal und ordnen Rosen, Bild und Stoffe, so daß gegen 11 Uhr R., in den Saal tretend, sich freut; er verweilt darin eine Stunde, sieht Loldi’s Kompositionen durch, und wie ich ihn begrüße, darf ich das Glück in seinem erhabensten Scheine erschauen und in seiner ergreifendsten Kundgebung vernehmen.«

Jenseits der grandios-ergreifenden Musik ist vieles im Leben Richard Wagners Hagiographie. Den Grundstein für diesen in der Musikgeschichte einmaligen Personenkult legte seine Familie, und pflegte ihn über Generationen hinweg. In ihren Tagebüchern schilderte Cosima Wagner den 67. Geburtstag ihres Mannes am 22. Mai 1880, aus dessen Anlass die fünfzehnjährige Tochter »Loldi« (Isolde) eine Bildbiografie überreichte. Auf 65 Manschetten, die Töpfe von Rosenstöcken zierten, illustrierte sie die wichtigsten Ereignisse im Leben ihres Vaters. Die dargestellten Meilensteine entnahm sie Wagners Autobiografie »Mein Leben«. Ihre Mutter Cosima half ihr dabei.

Die »Rosenstöcke« zeigen den Aufstieg des Genies in den musikalischen Olymp. Nicht gezeigt werden die Brüche in der Biografie Richard Wagners: seine erste Frau Minna, die unehelichen Kinder, Cosimas Verbindung zu Hans von Bülow, die finanziellen Probleme und deren Lösung durch Wegbegleiter und Mäzene oder Wagners Beteiligung an der Revolution in Dresden. Einer Heiligenlegende gleich nimmt Isoldes Bildergeschichte den Wagner-Kult vorweg, der nach seinem Tod unter der geschickten Regie Cosima Wagners einen beispiellosen Aufstieg erfuhr und durch Siegfried und Winifred Wagner sowie den Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain eine unheilvolle, völkisch-nationalistische Wendung nahm. Zu dieser Zeit war Isoldes Bewunderung für den Vater längst einer tiefen Enttäuschung gewichen. 1914 wurde ihr in einem Erbschaftsprozess gegen ihre Familie die Vaterschaft Richard Wagners abgesprochen.

Die Kabinettausstellung nimmt das »selbst gebastelte« Geschenk Isolde Wagners zum Anlass, die kultische Verehrung des Komponisten historisch-kritisch zu beleuchten. Sehenswert – möglichst ohne Führung – ist auch ein anschließender Gang durch das Haus Wahnfried und die sorgfältig konzipierte Dauerausstellung zu Leben und Wirken Richard Wagners und seiner Familie. Zu bewundern sind Notenhandschriften, Partituren, Briefe, Bildnisse, Fotografien sowie Ton- und Videodokumentationen. Und wer danach noch nicht genug von »IHM« hat, gehe über den Vorplatz ins Café Wahnfried auf einen »Prosecco Gral« oder einen Longdrink namens »Cosima‘s Sommer«. (Text BvB)

 

Die Rosenstöcke: Richard Wagners Leben in Bildern

1. März bis 5. Mai 2024

Sonderausstellung im Haus Wahnfried

Richard Wagner Museum Bayreuth

→ Weitere Informationen im Internet unter https://www.wagnermuseum.de/museum/sonderausstellungen/

 

 

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