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12. August 2020
Nachdem ich schon in recht zartem Alter mit dem Bollerwagen in der Nachbarschaft eingesammelte Bücher regelmäßig auf dem großen Sommerfest in der Essener Gruga gewinnbringend loszuschlagen wusste, kam ich als Jugendlicher durch den kommissarischen Verkauf von ausgewählten Stücken der Bibliothek des bekannten Essener Industriefotografen Josef Stoffels (darunter Seltenheiten wie die heute unauffindbaren »Beiträge zur Naturgeschichte der Amphibien« von Blasius Merrem) in Kontakt mit Antiquaren vor allem aus dem Ruhrgebiet. (Damals gab es sie noch in größerer Zahl, man denke nur an den seligen Herrn Selbiger und seine kenntnisreichen Mitarbeiterinnen von der auf drei Stockwerken residierenden Firma Atlantis in Duisburg, in deren riesigem Schaufenster eine Erstausgabe der »Kritik der reinen Vernunft« nichts Besonderes war). Die Gründung des eigenen Antiquariates erfolgte 1983 mit 19 Jahren. Ein gleichzeitig begonnenes Studium der klassischen Philologie habe ich nach zwei Semestern abgebrochen. Ausgebildet habe ich mich also – im Rahmen des Möglichen – selber.
• Welche Schwerpunkte haben Sie?
Ich bediene das ganze Spektrum von Inkunabeln bis zu gebrauchten Taschenbüchern der letzten Jahre mit Schwerpunkten in den Bereichen alte Drucke und Musikalien. Den Ankauf von neueren Beständen, insbesondere geisteswissenschaftlichen Bibliotheken, möchte ich nicht missen, erweitert das den Horizont doch oft ungemein. Und wie oft bin ich alleine beim Blättern während der Titelaufnahme eines neueren Werkes auf Informationen gestoßen, die ein zuvor unbeachtetes Werk des Altbestandes in ein ganz neues Licht rückten!
• Kataloge – Messen – Internet – Ladengeschäft. Was sind Ihre wichtigsten Vertriebswege?
In Essen habe ich immer unter wechselnden Adressen ein Ladengeschäft geführt, seit sieben Jahren in den Räumlichkeiten des nach 40 Jahren aus Altersgründen aufgelösten Antiquariates Wünnenberg im denkmalgeschützten Haus der Technik gegenüber dem Hauptbahnhof, ferner zwischen 1994 und 2010 ein Musikantiquariat in der Bücherstadt Bredevoort in den Niederlanden und seit 2001 ein Antiquariat in der Kölner Innenstadt. Ich nehme jährlich an mehreren Messen teil und bin seit Beginn der 90er Jahre (also von Anfang an, damals mit 30 Händlern!) im ZVAB vertreten, wobei das Ladenangebot in Köln und Essen sowie ein Großteil des Alt-bzw. Musikalienbestandes bewusst nicht gelistet sind. Entgegen allen Vorsätzen habe ich richtige Kataloge seit vielen Jahren nicht mehr erstellt, kleinere Listen aber schon für einen ebenso kleinen Kundenkreis. Überhaupt ist unabhängig von den oben angesprochenen Vertriebswegen der persönliche Kontakt zu einigen langjährigen Kunden und Kollegen für mich am wichtigsten.
• Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Antiquar aus?
Ein guter Antiquar (die bessere Antiquarin immer mitgedacht) ist eher Vermittler denn Spekulant, überaus neugierig, hat ein gutes Gedächtnis, verfügt über das richtige Maß an Risikobereitschaft, kümmert sich um seine Kunden und Mitarbeiter wie Eltern um ihr Baby, besitzt eine ausufernde Handbibliothek nicht nur zum Nachschlagen, sondern als Born fortwährender Inspiration, braucht einen langen Atem, da er oft längerfristige (Katalog-) Projekte verfolgt, erweitert ständig seine Marktkenntnis durch regelmäßiges Studium von Händler-und Auktionskatalogen, Messeangeboten, Antiquariatsbeständen etc. um das Besondere als Besonderes zu erkennen, spürt Desiderata in öffentlichen und privaten Sammlungen auf und sicherlich vieles mehr, ganz abgesehen von Persönlichkeit und Auftreten, die natürlich, abhängig auch vom Kunden- und Kollegenumfeld, in dem man sich bewegt, ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. (Dies war kein Selbstportrait).
Antiquariat Stefan Krüger
Auf dem Berlich 26
50667 Köln
Telefon (0221) 2585968
→ e-mail: antiquariatkrueger-koeln@gmx.de
Geschäftsstelle: Norbert Munsch
Seeblick 1, 56459 Elbingen
Fon +49 (0)6435 909147
Fax +49 (0)6435 909148
E-Mail buch[at]antiquare[dot]de