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4. Juli 2022

Von Antiquaren und Sammlern

... Christian Strobel 

Hinter jedem Antiquariat steht ein kluger Kopf. Antiquarinnen und Antiquare versinken in Büchergebirgen und Graphikmappen, verbergen sich hinter Computerbildschirmen, Antiquariatskatalogen, Angebotslisten, Websites und Onlineshops. Man trifft sie auf Antiquariatsmessen und in ihren schönen Ladenlokalen, manchmal sogar in Krimiserien. Wir haben die Kollegen des Verbandes Deutscher Antiquare für eine Reihe von Interviews besucht und mit ihnen gesprochen. Sie haben viel zu erzählen. Den Anfang macht Christian Strobel, neugewähltes Vorstandsmitglied:


Woran arbeitet der Vorstand gerade?
Im Augenblick geht es zumindest für mich vordringlich noch um Einarbeitung. Aktuelle Themen sind der zunehmende Aufbau von Bürokratie, der vor allem den internationalen Handel belastet (KGSG, Verpackungsregisterfragen etc.) und besonders die Vorbereitung auf eine wieder real erlebbare Stuttgarter Antiquariatsmesse in 2023.

Was sind die wichtigsten Aufgaben des Verbandes?
Der Verband sollte einem Nischenberuf eine Stimme geben und immer wieder klar machen, dass es im Antiquariat auch um Erhalt und Vermittlung von Kulturgut und nicht nur um kommerzielle Interessen geht. Gleichzeitig gilt es, sich zu vernetzen und die einzelnen Mitglieder durch ein Qualitätssiegel aus der Masse der Buchanbieter herauszuheben.

Warum engagierst Du Dich für den VDA?
Wenn man von den Vorteilen einer Verbandsmitgliedschaft profitieren möchte, muss man auch bereit sein, irgendwann in einer passenden Form mitzuarbeiten. Ohne faire Verteilung der Lasten und kontinuierliche Erneuerung wird der Verband auf Dauer nicht bestehen können.

Was ist das Positive und was das Negative an der ehrenamtlichen Arbeit für den Verband?
Man muss sich wohl mit vielen bürokratischen und juristischen Dingen beschäftigen, auf die man gerne verzichten könnte. Positiv gewendet heißt das, sich auf Neues einlassen und ein Stück weit über seinen Schatten springen zu müssen. Für eine Bilanz ist es allerdings viel zu früh, ich hoffe, die positiven Erfahrungen überwiegen bei weitem.

Nach über 2 Jahren Zwangspause startet die Antiquariatsmesse im Juni nächsten Jahres neu. Wie stellst Du Dir den Neubeginn vor?
Ich hoffe auf eine große Wiedersehensfreude, das betrifft sowohl Kunden als auch Kollegen. Die Pandemie hat uns nachdrücklich gelehrt, wie wichtig persönliche Begegnungen auf allen Ebenen sind.

Du bist neu in den Vorstand gewählt. Was hast Du Dir für die Zeit Deiner Mitarbeit vorgenommen?
Auch im Verband gibt es viele Mitglieder, die nicht das große internationale Rad drehen können oder wollen. Meine Erfahrungen aus über zehn Jahren in den beiden Münchner Auktionshäusern und jetzt schon 20 Jahren Selbständigkeit als »kleiner« Händler können vielleicht hilfreich sein, auch diesen Interessen eine Stimme zu geben.

Welches Buch sollte ein Antiquar unbedingt lesen bzw. gelesen haben?
Die »Geschichte des deutschen Buchhandels« von Reinhard Wittmann, natürlich als Teil einer möglichst umfassenden Handbibliothek.

Was tust Du, wenn kein Buch in der Nähe ist?
Dann bin ich vermutlich zu Fuß in der Natur unterwegs, gerne in den Bergen, aber ein Spaziergang durch die Wiesen und Wälder um Irsee ist auch nicht schlecht und macht den Kopf frei …

(Die Fragen stellten Barbara van Benthem und Sibylle Wieduwilt)


ZUR PERSON
Studium Geschichte/Mittelaltergermanistik (M.A.) in Augsburg, abgeschlossene Buchhändlerlehre bei Pustet in Augsburg, ab 1991 Volontariat und Anstellung bei Hartung & Hartung in München, ab 1997 bei Zisska & Kistner, seit November 2001 selbständig als Antiquar mit den Schwerpunkten: Geisteswissenschaften, Orts- und Landeskunde (vor allem Allgäu und Bayerisch Schwaben) und alles, was schön ist. Verbandsmitglied seit 2008 (im Vorstand seit 2022)

Antiquariat Christian Strobel
Gebath-Hang 9
87660 Irsee
→ antiquariat-strobel[at]t-online[dot]de
→ www.antiquariat-strobel.de

 

 

Verband Deutscher Antiquare e.V.

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