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12. September 2022
Hinter jedem Antiquariat steht ein kluger Kopf. Antiquarinnen und Antiquare versinken in Büchergebirgen und Graphikmappen, verbergen sich hinter Computerbildschirmen, Antiquariatskatalogen, Angebotslisten, Websites und Onlineshops. Man trifft sie auf Antiquariatsmessen und in ihren schönen Ladenlokalen, manchmal sogar in Krimiserien. Barbara van Benthem und Sibylle Wieduwilt haben sich auf die Reise begeben und die Kollegen des Verbandes Deutscher Antiquare für eine Reihe von Interviews besucht und mit ihnen gesprochen. Sie haben viel zu erzählen. Heute begeben wir uns in die Schaltzentrale des Verbandes, in die Geschäftsstelle zu Norbert Munsch.
Seit wann arbeitest Du für den Verband und wie kam es dazu?
Auf der Suche nach anspruchsvollen Aufgaben habe ich als Eigentümer einer Kongress- und Messeagentur unser Angebot bei zahlreichen Verbänden beworben. Konkret wollten wir den VDA bei der Organisation und Durchführung der Kölner Antiquariatsmesse im Gürzenich unterstützen. Gundel Gelbert und Hanno Schreyer besuchten daraufhin unser Büro in der Kölner Innenstadt und einige Gespräche später hatte unsere junge Firma einen neuen Kunden. Das war 1993 und seither ist der VDA ein wesentlicher Teil meiner täglichen Arbeit.
Du leitest eine Firma, die u.a. medizinische Kongresse veranstaltet. Was ist einfacher zu organisieren: ein Medizinerkongress oder eine Antiquariatsmesse?
Ziel der Arbeit als Kongress- und Messeorganisator ist es, eine perfekte Vorbereitung und Durchführung einer Veranstaltung zu gewährleisten. Ob dies im Rahmen kleiner Seminare, eines großen Ärztekongresses oder aber für eine Antiquariatsmesse geschieht, ist zunächst nicht entscheidend. Viel wichtiger ist es, die individuellen Anforderungen zu erkennen und bestmöglich umzusetzen.
Sicherlich sind mir aber die Antiquariatsmessen, nach annähernd 30 Jahren, ganz besonders ans Herz gewachsen und auch die ein oder andere Freundschaft ist durch meine Arbeit beim VDA entstanden. Das gute persönliche Verhältnis zu den Antiquarinnen und Antiquaren empfinde ich als besondere Wertschätzung meiner Arbeit.
Wie gehst Du mit der Herausforderung um, Dich immer wieder an neue »Chefinnen oder Chefs« im Vorstand gewöhnen zu müssen?
Der im Frühjahr neu gewählte Vorstand ist der 15. Vorstand den ich mittlerweile in meiner Amtszeit begleiten darf. Als Dienstleister verstehe ich meine Aufgabe so, die Arbeit der gewählten ehrenamtlichen Vertreter bestmöglich zu unterstützen. Es ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aus der natürlich auch eine besonders enge Verbindung zur jeweiligen Vorsitzenden oder zum jeweiligen Vorsitzenden resultiert. Was soll ich sagen, hier habe ich immer Glück und ein gutes Verhältnis zu allen bisher gewählten Vorstandsmitgliedern gehabt.
Wie sieht ein Tag im Leben eines Geschäftsstellenleiters aus?
Seit Corona- und Home-Office-Zeiten fahre ich nicht mehr täglich in mein Kölner Büro. Mein Büro in meinem Heimatort im Westerwald erreiche ich morgens bequem per E-Scooter oder Fahrrad. Der Arbeitsalltag ist aufgrund der unterschiedlichen Kunden und deren Anforderungen sehr vielfältig. Er wird maßgeblich von den eintreffenden Mails und Telefonaten geprägt. Für die Durchführung der Kongresse oder Messen sowie der Termine mit unseren Auftraggebern bin ich zudem regelmäßig in ganz Deutschland unterwegs.
Seeblick 1 klingt nach Natur und Erholung, was muss man sich unter dieser Adresse in Elbingen vorstellen?
Neben der Büroadresse in Köln bin ich oder der VDA über die Adresse meines Büros in Elbingen erreichbar. Und ja, der Name der Straße stimmt wortwörtlich – es gibt einen Blick auf einen kleinen See. Der gehört zu einem Camping- und Mobilheimplatz dessen Eigentümer ich bin.
Hat sich die Arbeit für den Verband im Laufe der Jahre verändert? Und wenn ja, inwiefern?
Früher waren es fertige Aufgabenpakete die an die Geschäftsstelle weitergereicht wurden. Heute beginnt die Arbeit schon vorher. Der jeweilige Vorstand und ich sind permanent im Gespräch, von der Ideenentwicklung bis zur konkreten Umsetzung. So bin ich zwar bis heute nicht zu einem Antiquar geworden, aber durchaus enger mit der Materie verbunden als z.B. bei der Organisation eines großen Ärztekongresses.
Du arbeitest für verschiedene Kunsthandelsverbände. Wo und wie können sich diese einzelnen Verbände ergänzen?
Ganz wichtig ist die Erkenntnis, dass eine gute Zusammenarbeit von Verbänden mit ähnlicher inhaltlicher Ausrichtung tatsächlich Einfluss für eine ganze Branche haben kann. So führt die Zusammenarbeit des VDA mit verschiedenen anderen Verbänden aus dem Bereich der Kunst in der Interessengemeinschaft Deutscher Kunsthandel dazu, dass hier über 1.000 aktive Händler vertreten werden und eine Beachtung dieser Interessen bei Politik und Verwaltung durchaus erkennbar ist.
Wie würde für Dich das perfekte Antiquariat aussehen?
Hier schwanke ich zwischen einem perfekt aufgeräumten und sortierten Antiquariat und dem extremen Gegenteil. Bei der Büchersuche ist ein gewisses Chaos aber sicher eine sehr spannende Chance. Für beide Varianten gibt es den Wunsch nach einem unerschöpflichen Zeitbudget.
Was machst Du, wenn Du nicht für den Verband tätig bist?
Meine Leidenschaft ist das Skilaufen, hierfür besitze ich auch eine Ausbilderlizenz. Als Fahrer verschiedener Rasenmäher auf dem Campingplatz bin ich aber ebenfalls häufig anzutreffen – schöner kann man von spannenden Büroarbeiten nicht abschalten.
ZUR PERSON
Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität zu Köln, Abschluss: Diplom-Kaufmann, verheiratet, zwei Kinder, Gesellschafter der ECM Expo & Conference Management GmbH in Köln, Erster Beigeordneter der Ortsgemeinde Elbingen
Geschäftsstelle: Norbert Munsch
Seeblick 1, 56459 Elbingen
Fon +49 (0)6435 909147
Fax +49 (0)6435 909148
E-Mail buch[at]antiquare[dot]de