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23. November 2022

#ElliSammelt
Das Antiquariat als Sehnsuchtsort
Dark Academia zwischen Traum und Wirklichkeit

Wenn ich mir einen Sehnsuchtsort vorstelle, dann sehe ich alte Universitätsgebäude vor mir, Tweed und Regale voller viktorianischer Bücher und historischer Stehrümchen im Kerzenlicht. Diese Atmosphäre hat einen Namen: Dark Academia. In den sozialen Medien haben sich ganze Subkulturen gebildet, die sich dieser und anderen sogenannten Aesthetics widmen.
Literatur ist ein großer Bestandteil von Dark Academia. E.M Forster, alles von Byron, griechische Tragödien sowieso, Mary Shelley, vielleicht auch Ginsberg und Langston Hughes. Und weil Aesthetics vor allem visuell funktionieren, sind ansprechende Ausgaben natürlich beliebt. Sammeln wird zum Lifestyle. Die neuen Penguin Clothbound Classics zum Beispiel sind besonders populär. Doch eigentlich sind es alte Bibliotheken und verwinkelte Antiquariate, die der Traum von Dark-Academia-Fans sind.
So gibt es einiges an Fanart und Fanfiction über das fiktive Londoner Antiquariat von Aziraphale, dem büchersammelnden Engel aus Neil Gaimans und Terry Pratchetts Roman Good Omens. Und – der Twitteraccount des Antiquariats Sotheran’s interagiert regelmäßig mit einem Fanaccount, der als das fiktive Antiquariat schreibt. Vom Autor der Sotheran-Tweets, Oliver Darkshire, erschien übrigens vor kurzem ein Buch über sein Leben als Antiquar (Once Upon A Tome: The Misadventures of a Rare Bookseller).
Es gibt ein großes Problem in der schönen Welt der Dark Academia: Mit Oxford um 1910 als einer Inspiration birgt die Gefahr eines problematischen Eurozentrismus und eines unangenehmen Elitismus. Ja, es geht nur um das Aussehen, nicht um die Werte, aber historisch ist das eine nicht ohne das andere denkbar. Ich finde, wer den Traum von Dark Academia lebt, muss deshalb lautstark offen und inklusiv sein. Von außen sieht man sonst nämlich ziemlich verstaubt aus. Elisabeth Wittkowski

 

 

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