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26. Juni 2024
Auf Reisen gehe ich gerne in Buchhandlungen und Antiquariate. »Oh, some local reading!« sagte eine Buchhändlerin, bevor sie drei schmale Bände einscannte, die am Ende der Reise fast nicht mehr in den Koffer passen wollten. Diese Art von Sammeln kennen bestimmt viele Menschen: Souvenir-Bücher und andere Mitbringsel erinnern an eine Reise und lassen kurz die Erlebnisse und Gefühle wieder aufleben, die sie besonders machten. Das ist der eigentliche Zweck solcher Gegenstände: Sie sind Tagebuchgegenstände. Diese Funktion verdrängt andere Potentiale, die so ein Buch aus Paris oder Berlin oder sonst wo, in sich trägt.
Ich sammle keine Hotel-Aufkleber aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der einsame Aufkleber, den ich besitze, ist eingerahmt an meiner Wand allenfalls dekorativ, vermag aber kaum etwas über seine Geschichte zu erzählen: Bei mir zu Hause ist er eben eine Erinnerung an eine Antiquariatsmesse, die ich besucht habe.
Eigentlich suche ich immer nach Bedeutungen, die eine private Sammlung über solche persönlichen Bedeutungszuschreibungen hinaus haben kann. Das würde aber diesem Fall der Sammeltätigkeit nicht gerecht werden. Das Charmante ist hier gerade eben, dass es keinen rationalen Zugang gibt; kein Recherchieren und Philosophieren, nur ein Objekt, das ausgewählt wird, um mit schönen Erinnerungen besetzt zu werden. Dabei gibt es auch keine Ordnung, die Dinge stehen, hängen, liegen hübsch zwischen anderen Bildern an der Wand, vor wohl sortierten Büchern auf einem Regalbrett, auf einem Tischchen. Solche Dinge passen nicht in »die Sammlung«, aber zu mir.
Elisabeth Wittkowski
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