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20. Dezember 2022
Die Weihnachtszeit ist eine Zeit besonderer Ephemera wie Adventskalender, Grußkarten oder Programmhefte für Weihnachtskonzerte. Eine Zeit für Kitsch, Glitter, Glanzbildchen und Weihnachtsmusik. Besonders die abgegriffenen, seit Generationen weitergegebenen Schächtelchen, Weihnachtsplatten und Rezeptbücher haben einen großen emotionalen Wert. Natürlich, sie erzählen so die eigene Geschichte. Ein guter Zustand – sonst eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Kriterium für einen Sammelgegenstand – ist plötzlich egal. Dieses Gefühl von Nostalgie und persönlicher Geschichte suche ich manchmal auch für meine Sammlung.
Der Elton John Fan Club (E.J.F.C.), dessen amateurhafte Veröffentlichungen leider kaum dokumentiert sind, schickte zahlenden Jugendlichen in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre Werbung, kurze Comics und (Pseudo-)Fakten über Elton John. Natürlich wurde auch Weihnachtspost verschickt. Weil die Publikationen des E.J.F.C. recht selten auf dem Markt auftauchen, ist es schwierig zu sagen, wie viele Ausgaben der Briefe es gab. Das macht die Sache aber nur noch interessanter!
Ich habe ein Exemplar einer Weihnachtskarte (undatiert, vermutlich 1978). Der Umschlag ist ziemlich ramponiert: Die Lasche ist eingerissen und die Rückseite ist mit Bleistift bekritzelt. Die Klappkarte selbst (Farbfoto von Elton John auf der Vorderseite, kleine Illustrationen und Dank für die Unterstützung des Fan Clubs innen) und der beigelegte Geschenkanhänger hingegen sind in einem guten Zustand.
Die Alltäglichkeit des Briefes macht ihn so interessant für mich: Auch wenn er keine 50 Jahre alt ist, zeigt sein Überleben, wie wichtig er einem Fan Club-Mitglied einmal gewesen sein muss. Denn eigentlich handelt es sich ja nur um Werbepost und nicht etwa um einen Brief vom echten Elton John. Genauso zeugen die hässlichen, gelben, bröckeligen Klebestreifenreste auf Zeitschriften-Postern von Posterwänden in Kinder- und Jugendzimmern. Vielleicht ist es wieder nur Nostalgiegefühl, aber diese Art von Fankultur ist es wert, wertgeschätzt zu werden, auch wenn ich regelmäßig über diese verflixten Klebereste fluche. Elisabeth Wittkowski
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